13 – Blaue Blumen

Der Akt schien kompliziert. Und er hatte da ja auch keine Erfahrungen. Wie stellte man das an: Beischlaf in einem PKW? Selbst wenn es sich um einen geräumigen Amischlitten handelte. Die Verhältnisse waren begrenzt. Man könnte auch sagen: eng. Aber John und Carola hatten das geschafft. Zur beiderseitigen Zufriedenheit, wie man so hörte.
„Tüten habe ich dabei. Und auch Tempo-Taschentücher.“
Zeigte er sich jetzt als zu weltläufig? Als jemand, der solche Aktionen auf seinem Routineplan hatte?
„Falls wir kleckern, weißt du?“
Na, das war auch nicht besser.
„Ich lege die Dinge mal auf das Armaturenbrett.“
Sie schaute sich seine Aktionen interessiert-belustigt an.
Wie zog man eine Hose aus in einem Auto? Vor allem, wenn man dann noch einigermaßen seriös aussehen wollte? Das ging überhaupt nicht.
„Weißt du was, ich brauche Platz. Ich ziehe mich draußen aus.“
Damit versuchte er die Fahrertür zu öffnen. Die klemmte. Das war von außen gar nicht der Fall gewesen. Von innen musste man sich richtig mit Wucht dagegenstemmen. Sonst ging gar nichts. Mannomannomann!
Mit jämmerlichem Kreischen ging die Tür auf, und er stieg aus, öffnete Gürtelschloss, Knopf und Reißverschluss und ließ die Hose fallen. Romantisch war die Aktion nicht. Wenigstens so weit erst einmal. Schuhe und Strümpfe zog er auch gleich aus.
Als er wieder einsteigen wollte, fiel sein Blick auf zwei wunderschöne blaue Blumen, die an dem am Edsel vorbeiführenden Trampelpfad direkt neben seiner an einen Baumstamm gelehnten Gitarre aus dem Gras hervorschauten. „Dat sünd Sichuurn“, wusste er von seiner Oma. Die beiden blauen Blüten brach er knapp über dem Boden ab und stieg dann wieder ins Auto. Zuziehen ließ sich die Tür wieder leicht. Komisch. Und wieder mit sattem Sound.
„Ich habe uns beiden Blumenkindern etwas mitgebracht.“
Sie saß noch immer unverändert auf dem Beifahrersitz. Er steckte ihr eine Blume zwischen Haar und Stirnband übers Ohr.
„Mensch Siggi, du hast ja ganz wunderbar weiches, seidiges Haar. Fühlt sich toll an.“
Er strich über ihren Kopf und küsste sie.
„Schwarze Haare, rotes Stirnband, blaue Blume, dunkler Teint. Womit habe ich das verdient? Du bist die Traumfrau.“
Nee, das war zu neutral.
„Meine Traumfrau.“
Er küsste sie auf den Mund. Was sein kleiner Kumpel merkte. Der war eh schon nicht mehr ganz unbeteiligt. Und bestimmt nicht neutral.
„So, Benno. Jetzt bist du dran.“
Sie steckte ihm die zweite Blüte ins Haar.
„Scharf, schau’ dich mal im Rückspiegel an. Sehr scharf. Die Haare könnten noch etwas länger sein als nur so knapp überm Ohr. Aber auch so: echt Flower Power. Sind wir jetzt zwei waschechte Hippies? Was meinst du? Blumenkinder auf jeden Fall.“
Er nickte und fand auch, dass das überzeugend aussah.
Der amerikanische AFN-Soldat – den Sender hatte er gar nicht mehr auf der Rechnung, es war alles viel zu aufregend heute – kündigte einen Jackie Wilson an. Oder
eine
Jackie Wilson? Der Song –
Higher And Higher
sagte ihm nichts, außer dass der Schnauzer-Schlaks mit seinen Brothers und der Sister „den neuen Titel von Jackie Wilson“ spielen wollten. Dieser Song war frisch, für seine Ohren ungebraucht. Saustarker Motown-Soul. Aber eindeutig männlich die Stimme: Also
der
Jackie Wilson. Und die Funk Brothers hatten eine gute Wahl getroffen. Funky und groovy passte.
„Ja, da stimmt schon ziemlich viel mit uns beiden, Siggi.“
War jetzt das Ausziehen sein Geschäft? Er sah sie fragend an, aber sie reagierte nicht.
Ihr T-Shirt war – vielleicht beim Einsteigen – ein wenig aus dem Rock nach oben gerutscht. Und entblößte so einen kleinen Streifen Haut.
Sah scharf aus. Sehr scharf.
Hier könnte er vielleicht mit dem Ausziehen anfangen?
Als er begann, das T-Shirt ganz aus dem Rock zu ziehen, kam sie ihm entgegen und hob ihre Arme über ihren Kopf, so dass das schon mal ganz leicht ging. Den BH – so schien es ihm, ohne dass er da viele Erlebnisse dieserart hätte – würde er vorne öffnen müssen. Zwischen den Brüsten. Und Treffer, da lag er richtig. Sie half ihm wieder und entledigte sich dieses Kleidungsstücks dann, als ob sie eine Weste ablegte. Ein süßes kleines Westchen.
Ihr Busen war eine Offenbarung. Bei den anderen beiden Frauen hatte er das gar nicht so genau mitbekommen. Die Julia hatte ihr T-Shirt anbehalten, und bei der Aktion mit der Manuela war es – trotz Vollmond – doch recht duster gewesen. Er hielt sie fest an ihren Oberarmen. Und sah sich satt.
„Bist du schön!“
Mehr fiel ihm nicht ein. War das angemessene Konversation? Auch da hatte er keine einschlägige Erfahrung. Und er wollte nichts falsch machen. Aber sie schien’s zufrieden. Konversation war wahrscheinlich sowieso das falsche Wort. Liebesaktvorbesprechung? Rhetorisches Vorspiel? Da hatte er doch schon Erfahrungen. Na, mal nicht zu viel an die Julia denken! Falsche Schlange! Sonst bekam das noch jemand mit.
„Du bist ein wunderbares Wesen.“
Eigentlich recht kleine Brüste. Zwei Hände müssten ausreichen. Was er gleich ausprobierte. Ihre Brustwarzen schauten keck hervor. Sie atmete tiefer, ihre Brust hob und senkte sich. Machte er etwas falsch?
„Wunderschön! Eine Augenweide.“
Was für ein schönes Wort für diesen Augenblick.
Ihr Rock seitlich geknöpft? Oder war da ein Reißverschluss? Reißverschluss. Und zwar durchgehend. So dass der Rock – trotz der beengten Verhältnisse – schon fast fiel, als er den Reißverschluss der Länge nach aufzog.
Blieben Strumpfhose – da hatte er auch noch keine Erfahrung – Schuhe und Slip. Letzterer das wichtigste Kleidungsstück. Ohne ging’s nicht. Nee, verkehrt!
Mit
ging’s nicht.
Er war so aufgeregt, dass er sich erst einmal in seinem Sitz zurücklehnte.
Jackie Wilson machte seine Sache gut. Sehr gut sogar. Ein heißer Titel. Ob der mal im NDR zu hören sein würde?
Als er sich ihr wieder zuwandte, knöpfte sie sein Oberhemd auf. Das war leicht ausgezogen.
„Benno, was sagst du eigentlich zu den Haaren auf meinen Beinen?“
Kribbelige Angelegenheit. Eine sensible Antwort war gefragt. Oder sollte er einfach das sagen, was er in der Kirche gedacht hatte?
„Weißt du, als wir am ersten Sonntag – du erinnerst? Saulus, Paulus? – in der Kirche nebeneinander gesessen haben, habe ich mir schon vorgestellt, dass ich auf deinen Beinen gerne einmal spazieren würde“, was er sofort mit seinen Fingern machte, was sie wieder mit intensiverem Atmen begleitete, „und zwar immer aufwärts, so habe ich mir das damals vorgestellt. Um mich dann sofort zur Raison zu rufen. War ja schließlich Gottesdienst. Und ob dem HErren das so gefallen hätte, was ich da an Phantasien entwickelt habe?“
Er kam mit seinem Kopf etwas höher, um sie anzusehen. Sie hatte ihre Augen geschlossen.
„Ich war wohl schon damals in dich verknallt. Und in deine Beine ganz besonders. Die sind doch scharf. Eindeutig scharf.“
Er sah sie an. Sie schien seine Worte zu genießen.
Jetzt war die Strumpfhose dran. Wieso sie die bei dem Wetter wohl anhatte? Sie hatte wohl
doch
Probleme mit ihrer Behaarung. Die Frage hatte er – für sich – ja eigentlich schon verneint. Lag er vielleicht falsch. Und ihre Frage eben zeigte ja, dass sie die Sache nicht so ganz unbeteiligt nahm. Dabei sah das doch eindeutig süß aus. Und scharf.
Die Strumpfhose – interessante Erkenntnis – ließ sich ganz einfach abrollen. Während so der Strumpf kürzer und ihr nackter Körper länger wurde, küsste er ihre sich entblößenden Beine. Die kräftige Behaarung begann erst auf den Unterschenkeln. Und das fühlte sich richtig heiß an. Das kitzelte im Gesicht. Wirklich eine kribbelige Angelegenheit. Er verweilte.
Ihre Schuhe streifte sie selber ab.
Wunderschöne Füße hatte sie.
Er überlegte kurz und zog dann die Strümpfe von ihren Füßen. Die zwei Nylon-Ringe legte er zu den Tüten auf das Armaturenbrett.
Die Jungs von AFN hatten schon wieder einen Song auf dem Teller, den er nicht kannte. Trotz aller Ablenkung hatte er noch mitbekommen, dass eine Combo mit dem Namen Blues Project – oder so ähnlich – mit
Where There’s Smoke There’s Fire
„on the air“ war. Sehr scharf, das Projekt.
Ihre Slips zogen sie beide synchron aus. Dann griff Siggi auf das Armaturenbrett und sah sich belustigt die Tütenpackung an.
„Soll ich? Oder willst lieber du?“ Sie sah ihn erwartungsvoll an.
„Klar, mach’ ich!“ Obwohl, wenn sie das machte …? Na, vielleicht beim nächsten Mal. Er griff sich die Packung, öffnete die Schachtel, zog ein Plastikbriefchen hervor, riss es auf, fingerte den Rundling heraus und nahm ihn zwischen seine Fingerspitzen und versuchte, ihn über seinen nicht mehr unbeteiligten Kumpel zu ziehen. Das klappte auch auf dem ersten Stück ganz gut. Aber dann war er wohl so aufgeregt und unkonzentriert, dass er losließ, sich das Gummiteil wieder aufrollte und mit einer flotten Beschleunigung auf und davon machte.
Er lächelte, war sozusagen in flagranti ertappt. Und sie schaute ganz interessiert.
Also das nächste Briefchen. Das fast gebrauchte mochte er nicht vom Fußboden aufheben.
Dieses Mal war er erfolgreich.
Und sie versuchten, die Vordersitze als Bettstatt zu nutzen.
Dabei stieß er sich seinen Kopf am Rückspiegel. Er war zu groß. Selbst für Amischlitten. Und als er versuchte, mit seinem Kopf auszuweichen, stieß er gegen den Wagenhimmel. Er war zu groß. Keine Frage. Siggi gluckste. Jetzt duckte er sich, kam dabei aber nicht nur mit seinem Kopf tiefer, sondern offensichtlich mit seinem ganzen Körper, so dass er sich mit seiner linken Pobacke am Lenkrad stieß. Das tat richtig weh. Mann in de Tünn!
Er setzte sich wieder.
„Mensch, hier ist es zu eng! Hilf mir!“
Die Amis begleiteten mit
5D
von den Byrds. Hier wäre im Moment eine weitere Dimension ganz hilfreich.
Der nächste Versuch – bedächtig ausgeführt – führte dann zum Erfolg. Aber durch das elendlange Vorspiel war er wohl so aufgedreht, dass bei ihm wieder viel zu schnell Schluss war. Eigentlich bevor es überhaupt angefangen hatte. Das kannte er ja mittlerweile. Schien sein Problem zu sein. Und einfach war das alles in so einem Auto eben auch nicht, auch wenn das ja ein geräumiger Straßenkreuzer war. Geklappt hatte es dann zwar, aber wohl nur für ihn.
„So haut das nicht hin. Sorry! Ich frag’ mal lieber gar nicht, wie’s für dich war. Wir müssen an der Technik noch etwas arbeiten. Findest du nicht auch?“
Er streifte die Tüte ab und wischte mit einem Tempo nach. Beides ließ er einfach auf den Boden fallen.
Eigentlich war er ja tüten- und tüchermäßig gut vorbereitet, und das, was sie hier veranstalteten, hatte das Zeug zum Chart-Topper. Nur an der Technik müssten sie noch etwas herumfeilen. Vielleicht musste man unter den gegebenen Verhältnissen ruhiger, mußevoller ans Werk gehen?
Sie strahlte noch immer Ruhe aus.
„Was meinst du, ob der Wagen Liegesitze hat? Kennst du dich da aus, Benno?“
John hatte doch von seinem technischen Verständnis gesprochen. Vielleicht hatte er damit ja nicht nur das Autoradio gemeint? Der Wagen müsste doch bestimmt Liegesitze haben? Nur, wie waren die zu betätigen? So brach man sich auf jeden Fall das Kreuz. Und andere sensible Teile. Waren ja schon fast Kirchenverhältnisse.
„Ja, Siggi, bestimmt. Nehme ich wenigstens mal an.“
Er beugte sich über sie, um unter oder neben dem Sitz nach irgendwelchen Hebeln zu suchen. Dabei kam er ihren Schenkeln so nahe, dass er nicht umhin konnte, sie dort überall zu küssen. Was sie mit kurzen kieksenden Lauten begleitete. Vorübergehend verlor er sein Ziel aus den Augen und legte seinen Kopf einfach nur ganz entspannt auf ihre Oberschenkel und küsste dann ihren Bauchnabel.
Mit seinen Händen fummelte er unter dem Sitz und auch seitlich daneben. Und plötzlich klappte der Beifahrersitz nach hinten und Siggi lag fast schon der Länge nach flach vor ihm. Da gab es keine Vorwarnung, keine Verzögerung. Aber vielleicht war die Automatik auch defekt. Oder John und Carola hatten die Federn, die es da bestimmt gab, schon ausgeleiert. Durch zu häufigen Gebrauch bestimmt.
„Hast du dir wehgetan?“
Sie lachte nur und schüttelte den Kopf.
Die Jungs von AFN schickten als Begleitung die Supremes ins Rennen. Superscharfes Stück.
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Supremes, The Happening, Apr67US: Diana und ihre Combo besingen hier das Leben. Dieses solle doch einmal auf sie – hier unten – achtgeben. Sie seien völlig geerdet, aber gleichzeitig auf höchsten Gipfeln unterwegs. Und dann passiere es plötzlich. Und offensichtlich unerwartet.
Das war’s doch. Das Leben achtete auf sie. Gerade jetzt im Augenblick.
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Supremes, The Happening, s.o.: Diana trifft den Punkt: Auf höchsten Gipfeln solle man unterwegs sein. Passt haarscharf auf die beiden Glückspilze dort unten im Edsel Pacer.
Der Song war wie geschaffen für ihre Situation.
Nur für die Siggi stimmte noch nicht alles. Aber das kannte er ja schon. Also nächstes Spiel, nächstes Glück.
„Siggi, dieser Durchgang ist für dich.“
Die Tüte passte perfekt. Ohne Pause. Das ging ja noch schneller als bei der Manuela. Aber jetzt keine Ablenkung!
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Supremes, The Happening, s.o.: Diana kommt in Zweifel und fragt sich, ob das, was sie erlebt, Tatsache oder Schwindel sei, vielleicht sogar nur ein großer Irrtum. Das sehen die beiden im Amischlitten zur Zeit wohl anders. Die sind sich beide sehr sicher.
Eindeutig real, kein fake, kein mistake! Das war ja mal klar.
Mit Liegesitzen war das fast wie im richtigen Bett. Die Beifahrerabteilung war ja glatt einen Meter breit oder so. Und lang genug war die Einrichtung auch. Er konnte sich fast ausstrecken. Was er gar nicht wollte. Ausstrecken sollte sich jetzt nur einer.
Die Jefferson Airplane fragten
How Do You Feel
. Na, wunderbar doch! Passte auch prima.
Sie taten sich keinen Zwang mehr an. Hier im Wald war alles eins. Die Stille umfing sie. Sie störten niemanden, und niemand störte sie. So wurde es laut im Edsel. Und sie ließen sich Zeit. Bedächtigere und hektischere Bewegungen. Oder einfach nur Ruhe. Fast – ein bisschen Bewegung war immer.
Die Amerikaner ließen Spencer Davis und Steve Winwood durch die Boxen.
I’m A Man
als passende Begelitmusik. Sehr dynamisch.
Und bei
Summer In The City
– Siggis Song – gab’s keine Ruhe mehr.
Durch Siggi angeturnt war das dann auch sein Song.


„Kann das nicht ewig anhalten, Siggi? Ist das nicht wunderbar? Hier gehen wir in den nächsten Tagen wieder hin.“
Es waren ja nur noch zwei Tage. Scheiße! Dat is ja elsd un denken an, könnte er seine Oma jetzt zitieren.
Sie legten sich nebeneinander. Auch das ging problemlos in diesem sagenhaften Auto. Warum die Produktion wohl eingestellt worden war? An der Beischlaftauglichkeit konnte das nicht gelegen haben. So viel war schon mal klar. Sie hatten da jetzt Erfahrungsdaten. Keine Frage.
„Benno, ich habe mich auch verliebt. Und zwar schon gleich am ersten Tag. Allerdings gab’s da ja auch bei mir noch eine Vorgeschichte. Zu der später. Aber schon als wir zufälligerweise – oder
nicht
zufälligerweise – nebeneinander saßen in der Vorstellungsrunde, fand ich dich so süß, wie du dich verhaspelt hast, weil du der erste warst. Und so lässig, wie du dann im Laufe der Vorstellung dich immer mal wieder eingemischt hast. Sehr entspannt.“
Sie kam mit ihrem Kopf hoch und sah ihn aus ihren schwarzen Augen an.
„Da dachte ich: Ob’s der ist? Mal sehen, ob’s klappt. Und jetzt weiß ich: Der ist es! Und klappen tut’s auch. Und wie!“
Sie kniff ihn mit Daumen und Zeigefinger in seinen Oberarm.
Immer dieses Verletzungsrisiko.
„Es hat geklappt! Stell’ dir vor: Es hat geklappt! Ist das nicht doll? Was sagst eigentlich du dazu?“
Als er nicht sofort reagierte, drehte sie sich zu ihm, kam mit ihrem Körper hoch und legte sich auf ihn.
„Benno, was sagst du nun dazu? Da steht eine Frage im Raum! Ich bitte um Antwort. Sonst wird das nie was werden mit dem Abitur, wenn das nicht ein bisschen flotter geht, Herr Larsen!“
Sie fasste zwischen seine Beine. Und stellte fest, dass da schon wieder jemand mit von der Partie war, worauf sie wieder tiefer Luft holte und glucksend schluckte.
Als zur spannungssteigernden Abwechslung sie sich an das Unternehmen „Eintüten“ machte, meinte der AFN-Soldat: „Grab your chic! These hot summer’s big three in chronological order. Three anthems of flower power without any breaks. Ten minutes of purely San Franciscan flower power fever from AFN-Heidelberg. Here we are, boys! There we go, girls! Enjoy yourselves wherever you are and whatever you’re doing right now!“
Na, sie waren im Amischlitten. Das passte doch. Gemeint sein konnten eigentlich nur Scott, Eric und die Blumentöpfler. Das glaubte ihnen doch niemand. Diese drei Titel. Und dann noch in einem solchen Schlitten. Und dann noch bei dieser „Tätigkeit“.
Chart-Topper! Seine Rede.
„Siggi, bist du soweit? Here we are, there we go!“
Und sie gingen.
San Francisco gab den Takt vor.
Wunderbare, endlose Musik.
Mit einer wunderbaren, wunderschönen Frau in seinen Armen.
„Der Lebensgenuss stand wie ein klingender Baum voll goldener Früchte vor ihm.“
Novalis, Heinrich von Ofterdingen, 1800/1802
Wo hatte er den Satz nur her?
Egal! Passte aber.
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Scott McKenzie, San Francisco (Be Sure To Wear Flowers In Your Hair), May67US: Der Scott meint (im Motto klang das ja schon an), im Sommer werde es dort in San Francisco ein einziges Love-in geben – so wie in Waldtal ja auch – und sanfte Menschen hätten Blumen in ihren Haaren – so wie in Waldtal. Also weltweite Parallelen. Da treffen sich Waldtal und die in dieser Geschichte Handelnden und die Leser im Titel dieser kleinen Sommergeschichte. Wenn man sich denn in einem Titel treffen kann. Aber der Titel trifft.
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Eric Burdon and The Animals, San Franciscan Nights, Jun67US: Eric fordert, man solle – schnellstmöglich – bei „Translove Airways“ einchecken und sich dann nur noch auf einer Straße, die Liebe heiße, bewegen. Abgesehen davon, dass bei den beiden Hauptpersonen gerade keine Straße auszumachen ist, stimmt ansonsten ja alles bis ins Detail in ihrem Straßenkreuzer.
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Flowerpot Men, Let’s Go To San Francisco, Aug67UK: Carter/Lewis betonen, dass sie ihre Heimat gefunden hätten; man solle jetzt doch einmal wahrnehmen, wie stark ihre Liebe sei. Da sind Siggi und Benno in ihrem Pacer ja gerade dabei – nämlich das wahrzunehmen. Und so stören wir sie nicht länger.
 
Zauberwörter?
Vielleicht gab’s ja mehrere?